Science Fiction und Thriller

Science Fiction und Thriller

Bei manchen Veranstaltungen werde ich als SF-Autor vorgestellt, der auch Thriller schreibt, oder als Thriller-Autor, der auch Science Fiction mag. Die einfache Wahrheit lautet: Ich bin Schriftsteller und schreibe beides gern, SF und Thriller. Seit einem knappen Jahrzehnt schreibe ich im Wechsel: Science Fiction und anschließend ein Thriller, dann wieder SF und noch ein Thriller. Es sind zwei verschiedene Ansätze, zwei Literaturgattungen, die unterschiedliche Arten des Schreibens und der Vorbereitung auf das Schreiben erfordern, und das ist einer der Gründe, warum ich den Wechsel – die Abwechselung – als faszinierend und angenehm empfinde.

Science Fiction bietet mir die größte Bühne, die man sich denken kann. Sie ist so groß wie das ganze Universum, und man kann alle Arten von Geschichten auf ihr inszenieren, wirklich alle, ohne irgendwelche Einschränkungen. Auch Experimente mit Stil und Sprache sind möglich. Für mich bedeutet das: Ich kann meiner Fantasie freien Lauf lassen, fremde Welten besuchen und sie mit Fabelwesen bevölkern. Die Abenteuer bei fernen Sternen, von denen ich als Kind geträumt habe, sind für mich als SF-Autor möglich. Was immer mir einfällt, was denk- oder vorstellbar ist: Ich kann eine Science-Fiction-Geschichte daraus machen.

Meine Thriller erfordern eine andere Herangehensweise. Meistens sind sie nur wenige Jahre in der Zukunft angesiedelt, es handelt sich um »Near-Future-Thriller«, und die Kulissen auf der Bühne des Geschehens kann ich nicht einfach erfinden, unsere reale Welt gibt sie vor. Es sind akribische Recherchen notwendig, gerade im wissenschaftlichen Bereich, denn Fakten bleiben Fakten, ich kann sie nicht zurechtbiegen, wie es mir gefällt. So haben die Vorbereitungen für »Das Bitcoin-Komplott« ein Jahr gedauert, und ähnlich verhielt es sich etwa bei »Das Erwachen« und »Ewiges Leben«. Aber es sind gerade die umfangreichen Recherchen, die sehr reizvoll sind, denn ich habe jedes Mal genug dazugelernt, um die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Und dann gibt es da noch den »Müdigkeitsfaktor«. Die Vorbereitungen auf und die Arbeit am Roman bedeuten für mich volles, totales Eintauchen in Thematik und Geschichte. Das gilt insbesondere für das Schreiben selbst. Während ich mit der Geschichte beschäftigt bin, denke ich kaum an etwas anderes, über Monate hinweg – allein das Schreiben beschäftigt mich fast ein Jahr. Wenn ich schließlich fertig bin, fühle ich mich oft ausgelaugt, doch diese Erschöpfung bezieht sich entweder auf Science Fiction oder Thriller. Manchmal kommt es mir vor, als würde ich mit verschiedenen Gehirnhälften schreiben. Während die eine Hälfte beschäftigt ist und müde wird, lädt sich die andere mit neuer Kreativität auf. Das ist der wichtigste Grund für den Wechsel: Ich kann jedes Mal den neuen Roman mit erneuerter Kraft und wiederaufgeladener Kreativität beginnen.

Derzeit arbeite ich an einem neuen Thriller für Fischer, der vermutlich im Frühjahr 2023 erscheint, und ich freue mich bereits auf das Schreiben des nächsten Science-Fiction-Romans mit dem Arbeitstitel »Am Ende der Zeit«, der für Herbst 2023 bei Fischer Tor vorgesehen ist. So geht die Reise durch literarische Welten für mich weiter, und wer weiß, wohin sie mich noch führen wird?

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