Die Anfänge

Bei mir begann die Computerei 1982 mit einem Sirius 1:

1982, Sirius 1: 128 KByte Arbeitsspeicher, Intel 8088, 2 Floppylaufwerke,
keine Festplatte, 12 Zoll großer monochromer Bildschirm, Betriebssysteme CP/M oder MS-DOS

Es gibt eine neue Rubrik auf meiner Webseite: “Digital”, siehe oben im Menü. Hier werde ich gelegentlich über meine Arbeit am und mit dem Computer berichten und erklären, warum ich mich ganz bewusst gegen Windows und macOS entschieden habe und seit vielen Jahren mit Linux und Open-Source-Software wie LibreOffice (mein Schreibprogramm) arbeite. Es geht dabei um digitale Selbstbestimmung – es ist eine Frage der Freiheit.

Für mich begann die Computerei Anfang der 80er-Jahre, nicht mit einem Commodore C64 (der kam etwas später), sondern mit einem für damalige Verhältnisse sehr professionellen PC, einem Sirius 1 mit sage und schreibe 128 KByte Ram und zwei Diskettenlaufwerken, die jeweils um die 600 KByte Speicherkapazität hatten, wenn ich mich richtig erinnere. Festplatten waren damals noch rar gesäht und boten nur einige MByte (!) Speicher.

Dieser Computer war zu jener Zeit gewissermaßen das Nonplusultra, leistungsmäßig weitaus besser als der IBM PC, der kurze Zeit später auf den Markt kam, sich durchsetzte und zum damaligen Maßstab aller PCs wurde: Andere Hersteller warben mit der “IBM-Kompatibilität” ihrer Geräte. Was diese Hochleistungsmaschine kostete? Schlappe 13.000,- DM. Dafür bekam man einen 16-Bit-Prozessor von Intel (8088), der mit sagenhaften 4,77 Mhz getaktet war, einen 12 Zoll großen monochromen Monitor, 2 RS-232-Schnittstellen und die Möglichkeit, den Rechner mit zwei verschiedenen Betriebssystemen zu betreiben: CP/M-86 und MS-DOS.

Meine ersten Manuskripte entstanden Mitte der 70er-Jahre auf einer mechanischen Schreibmaschine. Der Wechsel zu einer elektrischen war eine große Erleichterung, aber der Umstieg auf den ersten PC brachte ganz neue Möglichkeiten, zum Beispiel die schnelle Textsuche und automatisches Suchen und Ersetzen. Als Textverarbeitungsprogramm benutzte ich damals den legendären WordStar. Grafische Hilfen oder eine GUI gab es nicht.

Ein Computer zum SPIELEN

Der Sirius 1, den ich mir 1982 als reinen Arbeitsrechner zulegte (siehe oben), weckte meine Begeisterung für Computer. Für Spiele taugte die damalige “Hochleistungsmaschine” nicht viel, und deshalb wurde ein Commodore C64 angeschafft, zu jener Zeit der Spielecomputer schlechthin.

Auch “Brotkasten” genannt, war der C64 ein 8-Bit-Heimcomputer mit immerhin 64 KB Arbeitsspeicher – damals genug selbst für anspruchsvolle Spiele. Angeschlossen wurde er an den Fernseher. Als Datenspeicher dienten ein Kassettenrekorder bzw. eine externe Floppy-Station. Er kostete Anfang der 80er-Jahre etwa 700,- DM. Für den C64 gab und gibt es mehr als zwanzigtausend Spiele, von Text-Adventures bis hin zu aufwendig programmiertren grafischen Weltraum-Odysseen. Heute, nach 40 Jahren, kann ich unter meinem Linux-System einen C64-Emulator benutzen, um die damaligen Spiele wieder “lebendig” werden zu lassen. In meiner Sammlung befinden sich etwa hundert solche virtuellen Computer mit den entsprechenden Programmen – ich halte es für wichtig, das digitale Erbe der Computerpioniere zu bewahren.

Übrigens gibt es eine Neuauflage des legendären C64, neue Technik in altem Gewand. Mehr erfahren Sie hier: https://www.gamestar.de/artikel/c64-neuauflage-release-dezember,3345749.html

1986, ein gewaltiger Sprung

Der Nachfolger meines ersten PCs
Etwa 1986: Olivetti M290
Prozessor Intel 80286, Festplatte 40MB

Mein zweiter Arbeitscomputer war im Vergleich mit dem Sirius eine wahre Höllenmaschine, ein echtes Leistungsmonster: ein Olivetti M290, in Italien gekauft, wo ich seit 1984 wohnte (bis 2013). Viel, viel schneller als der Sirius und mit einer Festplatte ausgestattet, die sage und schreibe 40 Megabyte speichern konnte. Wenn ich mich richtig erinnere, musste man sie partitionieren, weil das Betriebssystem MS-DOS nicht so viel Speicher verwalten konnte. Mit diesem Rechner erlebte ich den Umstieg von DOS auf eine grafische Benutzeroberfläche (GUI), nämlich die von Windows, damals noch 3.0 – bis zu meinem Umstieg auf Linux sollte es noch einige Jahre dauern. Meine Romane wurden noch immer mit WordStar geschrieben. Und, nicht unwichtig: Es gab noch kein Internet für uns normale PC-User, wohl aber einen Dienst, der sich “CompuServe” nannte und in den man sich mit einem Modem einwählen musste. Mein erstes Modem Anfang der 90er-Jahre erreichte die unglaubliche Geschwindigkeit von 9600 bit/s, das sind kaum mehr als 1 KByte pro Sekunde. Heute verfüge ich über einen Kabelanschluss mit 1 Gbit/s – ich erreiche fast immer eine Downloadgeschwindigkeit von etwa 138 MByte pro Sekunde. Davon hätte ich damals nicht einmal zu träumen gewagt.

Etwa 1993: Wieder ein großer Sprung

Gateway 2000, Prozessor Intel 80486, 16 MB Speicher, Festplatte 200 MB. Dieser Computer lief bei mir unter OS/2 Warp von IBM, direkter Konkurrent von Windows 3.1 und insbesondere Windows 95 (ab 1995).

Ein toller Rechner, der Gateway 2000! Anfang/Mitte der 90er-Jahre ließ ich ihn mir von Irland nach Italien schicken und war begeistert von seiner Schnelligkeit und dem großen Speicher: 16 MByte! Und darauf liefen nicht MS-DOS oder Windows, sondern das revolutionäre OS/2 Warp von IBM. Was mein Schreiben betraf, verabschiedete ich mich von WordStar und Microsoft Word – fortan benutzte ich StarOffice unter OS/2, woraus später OpenOffice und schließlich LibreOffice (ab 2010) wurde. Ein Faxmodem US Robotics 56K gestattete eine für damalige Verhältnisse schnelle Verbindung erst noch zu CompuServe und dann ins Internet.

Die Gateway-Tastatur war eine der besten Tastaturen, die ich je hatte. Sie vermittelte ein sehr gutes Schreibgefühl.

Und dann?

Die vergangenen 20 Jahre
Dem Gateway folgten keine fertig gekauften Computer mehr. Ab Ende der 90er-Jahre begann ich damit, mir meine Computer selbst zuammenzubauen. Es ging mir immer mehr darum, Kontrolle über die Werkzeuge zu haben, die ich für meine Arbeit benutzte. Ich wollte alles meinen Bedürfnissen und Vorstellungen anpassen können, nicht nur die Hardware, sondern auch die Software. Anfang der 2000er-Jahre stieg ich auf Linux um und versuchte es mit verschiedenen Distributionen: Ubuntu, OpenSuse, Mint, Fedora und schließlich Arch, einer Linux-Variante, die ich für die beste und leistungsfähigste halte, weil ich sie genau so zusammenstellen kann, wie ich es möchte. Und weil sie ein “Rolling Release” ist, was bedeutet, dass sie nie neu installiert werden muss, weil ich sie immer auf dem neuesten Stand halten kann.

Die Hardware entwickelte sich rasant weiter. Prozessoren bekamen immer mehr Kerne, der Arbeitsspeicher wuchs, ebenso die Kapazität der Festplatten. Erste SSDs kamen auf den Markt, Solid-State-Disks, die wesentlich schneller waren als herkömmliche Festplatten. Modems wichen Routern, die Verbindungsgeschwindigkeit zum Internet wurde nicht mehr in Kilobyte pro Sekunde, sondern in Megabyte pro Sekunde gemessen.

Mit diesem System habe ich bis Dezember 2020 gearbeitet:


Meine Workstation bis 12/2020. In dem Corsair-Gehäuse steckten: Prozessor AMD Treadripper 2990WX mit 32 Kernen, 128 GByte Arbeitsspeicher, Wasserkühlung AIO, Grafikkarte AMD Radeon RX 5700 XT, mehrere SSDs und Festplatten mit insgesamt knapp 20 TByte, Internet per Kabel 1 Gbit/s, Betriebssystem Arch Linux.

So sah mein Arbeitsplatz bis Dezember 2020 aus. Der mittlere Bildschirm: Text des Romans. Links: Datenbanken (Recherchematerial, Figuren, Handlungsnotizen). Rechts: Statusanzeigen, Browsen für kurzfristige Recherche.

Mit meinem ersten selbstgebauten Computer lässt sich mein heutiges System kaum vergleichen – die Leistungsunterschiede sind zu groß. Und doch sind es nur 20 Jahre! Ich bin sehr gespannt auf die nächsten Entwicklungen, die meiner Meinung nach immer mehr in Richtung Cloud Computing (siehe zum Beispiel hier: https://aws.amazon.com/de/what-is-cloud-computing/) gehen werden.

Ende 2020: Die digitale Aufrüstung geht weiter

Die neue Workstation in einem superleisen BeQuiet!-Gehäuse:
Prozessor AMD Threadripper 3990x, 64 Kerne, 128 Threads
256 GByte Arbeitsspeicher


Aus der beliebten Serie: Man gönnt sich ja sonst nichts! Kurz vor Weihnachten 2020 habe ich mir ein neues Computersystem zugelegt, das es wirklich in sich hat und für die nächsten Jahre genügend Leistungsreserven haben sollte. Der Prozessor, ein AMD Threadripper 3990x mit 64 Kernen und 128 Threads, leistet sage und schreibe 3,2 Teraflops. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren solche Daten Supercomputern vorbehalten! Dieser Rechner ist bestens dafür geeignet, Programme aus dem Quellcode zu kompilieren, wie zum Beispiel meinen eigenen Linux-Kernel, der jede Woche den neuen Entwicklungen angepasst wird. Mit 256 GByte Arbeitsspeicher ist außerdem genug Platz für meine vielen Emulatoren und virtuellen Computer vorhanden. Und ja, außerdem schreibe ich fortan meine Romane mit dieser Maschine.

Einen neuen Bildschirm hat es ebenfalls gegeben: 49 Zoll Ultrawide. So sieht mein Arbeitsplatz jetzt aus.

Update:
Nach einigen Monaten habe ich Abschied genommen von dem 49 Zoll Ultrawide und bin zurückgekehrt zu der vorherigen Lösung mit drei 28 Zoll großen UHD-Monitoren – ich konnte mich einfach nicht an den gewölbten Schirm gewöhnen, der außerdem eine etwas geringere Auflösung hatte:

3 Monitore, jeweils 28 Zoll mit UHD-Auflösung – die ideale Arbeitsumgebung für mich (Stand Oktober 2021)

Und noch ein Update:
Anfang Oktober 2022 bin ich von Nordhorn nach Haselünne umgezogen. So sieht mein neues Arbeitszimmer aus:

Links vor den drei Monitoren wird gearbeitet. Rechts befindet sich ein weiterer Schreibtisch mit 2 Computern aus meiner Retro-Sammlung.

4 Kommentare zu “Die Anfänge

  1. Lieber Andreas,

    das ist eine beeindruckendes Geschichte.
    Im Besonderen verbindest Du die spannende Computergeschichte mit Deiner eigenen Vita.
    Du wirst Dich nicht wundern: Ich ziehe meinen Hut!

    Alles Gute weiterhin!
    LG aus Karlsruhe von Micha:)

  2. Lieber Michael,
    inzwischen liegen 40 Computerjahre hinter mir, und wenn ich so zurückschaue, haben die digitalen Technologien in diesem halben Menschenleben unglaubliche Fortschritte erzielt. Von der Workstation, mit der ich heute arbeite, konnte man damals Anfang der 80er-Jahre nicht einmal träumen. Ich würde gern auch die nächsten 40 Computerjahre erleben und sehen, wohin sie uns führen … 🙂
    Beste Grüße
    Andreas

  3. Da fehlt nach meinem Geschmack noch ein Atari ST – damals im Gegensatz zum behäbigen Intel-PC mit MS-Doof IMHO eine geniale Maschine! Meiner ist allerdings später aufgeraucht, als der User-Port bei Bastelversuchen mit einem Roboterarm auf einer Leitung 220 V abkriegte.
    Ansonsten eine beeindruckende Sammlung! Wenn ich daran denke, dass in den ersten Jahren meiner Netzwerkbasteleien noch mehr als 30 Anwender von einem 80486 als Server beglückt wurden – heute hat beinahe jedes Handy mehr Rechenleistung.

    1. Der Atari ST war ein sehr guter Rechner, seinen damaligen Konkurrenten voraus. Ich hatte leider nie einen, bin vor allem bei den PCs (IBM-kompatibel, wie es so schön hieß) unterwegs gewesen. Ich erinnere mich, dass der 80486er, als er herauskam, als eine Art “Superrechner” galt. Wer ihn hatte, war mächtig stolz darauf. Und ja, die heutigen Smartphones haben ein Vielfaches der Rechenleistung.

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