Bücher, die mich beeindruckt haben
Manche Bücher vergisst man schon kurze Zeit nachdem man sie gelesen hat. Andere brennen sich einem ins Gedächtnis, finden dort einen festen, unauslöschlichen Platz. Ich erinnere mich noch heute an ein Buch, das ich vor mehr als einem halben Jahrhundert gelesen habe, als Junge, der gerade Lesen gelernt hatte. Titel und Autor sind mir entfallen, was ich bedauere – ich würde das Buch heute gern noch einmal lesen, auf der Suche nach dem besonderen Zauber meiner Kindheit. Vielleicht kann mir jemand, der diese Zeilen liest, weiterhelfen; es würde mich sehr freuen. Es war ein Buch mit mehreren Geschichten, und es ging darin um eine Schildkröte, die ein Junge des Nachts unter seinem Bett hatte und ihm Geschichten in Form von Träumen erzählte. Ich erinnere mich, wie fasziniert ich als Kind davon gewesen bin, wie angetan von den Geschichten, und wie sehr ich mir eine solche Schildkröte gewünscht habe – die in dem Buch, wenn ich mich richtig erinnere, zum Schluss starb.
Die Ansprüche an ein gutes Buch steigen, wenn man erwachsen wird, und sie steigen weiter, je mehr man liest. Sie steigen sogar noch mehr, wenn man selbst Bücher schreibt, denn man erkennt schnell, ob sich andere Autoren Mühe gegeben haben oder nicht. Ich möchte hier einige Bücher nennen, die mich beeindruckt haben und die ich guten Gewissens empfehlen kann. Eine vollständige Liste ist es gewiss nicht; ich habe nur einige Perlen herausgepickt, die meinen Geschmack treffen, und die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.
Science Fiction:
Besonders angetan haben es mir vor allem »Der Wüstenplanet« von Frank Herbert sowie »Hyperion« und »Der Sturz von Hyperion« von Dan Simmons. Alle drei Bücher sind nicht nur großartige Abenteuer, zweifellos Meilensteine der SF, als auch großartige Literatur. Sie vermitteln den berühmten »sense of wonder«, der die Science Fiction so faszinierend macht.
Fantasy:
Hier haben mir insbesondere drei Romane von Mark Lawrence gefallen: »Prinz der Dunkelheit« und die beiden Fortsetzungen »König der Dunkelheit« und »Kaiser der Dunkelheit«. Ich habe diese Romane selbst übersetzt und war begeistert insbesondere von der besonderen Sprache, die Lawrence in seinen Grim-and-gritty-Romanen verwendet. Innovativ und absolut lesenswert!
Allgemeine Literatur:
Zwar lese ich nach wie vor Science Fiction und Fantasy, aber die allgemeine Literatur nimmt bei meiner Lektüre immer mehr Platz ein. Ich liebe Bücher, in denen Menschen und ihre Schicksale im Mittelpunkt stehen, in denen es um das Leben und seine Fragen geht. Zu meinen Lieblingsautoren zählt die Italienerin Margaret Mazzantini, deren Roman »Das schönste Wort der Welt« (ein schlechter deutscher Titel im Vergleich mit dem Orginal: »Venuto al mondo«, Zur Welt gekommen) mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Mazzantini ist eine literarische Größe in Italien, und nicht nur dort, und mich begeistert immer wieder ihre wortgewaltige Sprache. Ihre beiden Romane »Das schönste Wort der Welt« (es geht um den Bosnienkrieg) und, gerade auf Deutsch erschienen, »Herrlichkeit« (Leben und Liebe von zwei Homosexuellen, äußerst gut geschildert) gehören zu meinen absoluten literarischen Favoriten. Wärmstens empfehlen kann ich auch »Stoner« von John Williams – ein kolossal beeindruckendes Buch über das Leben, ganz große Literatur! – und »Der Rest ist Schweigen« von der chilenischen Autorin Carla Guelfenbein, in dem es ebenfalls, auf sehr eindringliche Weise, um das Leben geht,
von dem wir nur eins haben und mit dem wir deshalb klug umgehen sollten.
Es gibt noch ein weiteres Buch der allgemeinen Literatur, das ich vor einigen Monaten gelesen habe und das mich emotional sehr berührt hat: »Das Lavendelzimmer« von Nina George. Trotz einiger Längen vor allem im Mittelteil ist dieser Roman ein echtes Leseerlebnis, bei dem man aber das eine oder andere Taschentuch parat haben sollte, denn manchmal treffen die Worte mitten ins Herz. Über »Das Lavendelzimmer« heißt es: »Ein unwiderstehlicher Roman über die Macht der Bücher, die Liebe und die Magie des südlichen Lichts«. Das trifft es. Es ist auch und vor allem ein Roman über die Vergänglichkeit unseres Lebens.
Also beim Wüstenplaneten kann ich nur zustimmen. Das ist ein Buch welches sich so dermaßen in mein Gehirn gebrannt hat! Für mich immer noch nicht zu beschreiben.
Auch bin ich froh das ich Sie als Autor gefunden habe. Ihre Werke faszinieren mich immer wieder aufs neue. Und ich fühle mich damit wirklich gut aufgehoben
Die genannten Bücher könnten unterschiedlicher kaum sein, aber jedes ist auf seine eigene Art und Weise großartig. Ich war von allen überwältigt, vom “Wüstenplaneten” ebenso wie auch von den anderen. Bei Margaret Mazzantini erstaunt und beeindruckt mich immer wieder ihre ungeheuer ausdrucksstarke Sprache, bei Frank Herbert war es seine faszinierende Welt. Welch herrliche Reisen Bücher doch ermöglichen! 🙂
Vielleicht kann mir jemand, der diese Zeilen liest, weiterhelfen; es würde mich sehr freuen….
Wenn das Buch noch gesucht wird, es heißt:
Was die Schildkröte erzählte
Vielen Dank für den Hinweis! Super, dass ich das Buch nach so langer Zeit mit Ihrer Hilfe wiedergefunden habe!
Nachtrag: Erstaunlicherweise habe ich gerade bei Recherchen festgestellt, dass die Autorin des Buches, Maria Kahle (1891-1975), mit dem NS-Regime in Verbindung stand, was mir nicht bekannt war – bis vor kurzer Zeit wusste ich nicht einmal, wie der Autor des Kinderbuches hieß, mit dem ich so angenehme Erinnerungen verbinde; es muss eins der ersten Bücher gewesen sein, die ich überhaupt gelesen habe. In wenigen Tagen werde ich ein Exemplar in Händen halten und es mit den Augen eines Erwachsenen und mit dem Wissen um die braune Vergangenheit der Autorin noch einmal lesen.
Ob das so gut ist?! Warum liest man ein Kinderbuch ‚noch einmal’?! Weil man Erinnerungen damit verbindet, die schön waren. Die aufregend waren, die besonders waren. Und ‚wie’ hat man dieses Buch damals gelesen? Ohne Vorbehalte. So wie Kinder sind. Ich hoffe, dass das neue Lesen des Buches nicht zur Enttäuschung wird. Man liebt Bücher weil sie sind, wie sie sind. Mit der neuen Einsicht kann das ganze ein Flop werden. Und das wäre schade, und bestimmt nicht gewollt von mir.
Ich weiß, was Sie meinen – die Gefahr einer Enttäuschung, der “Entzauberung” eines Teils der Kindheit, ist sehr groß. Andererseits bin ich neugierig auf den Knaben, der das Buch, das ich mit Ihrer Hilfe wiedergefunden habe, damals so unschuldig und “ohne Vorbehalte” gelesen hat. Es ist gewissermaßen eine Entdeckungsreise in meine eigene Seele. 🙂 Noch einmal herzlichen Dank, dass Sie mir den Titel des Buches nennen konnten!
Als Jugendlicher habe ich die Bücher von Hans Dominik geradezu verschlungen. Si-Fi aus den
1930ern, technisch brilliant und visionär, haben mein Interesse an diesem Genre damals geweckt.
Über Jahrzehnte bin ich diesem durch immer wieder neue Visionen treu geblieben und
schließlich auch im Kantaki-Universum gelandet. Es ist doch sehr interessant, wie sich manche
damalige Visionen heute als völlig normal darbieten. Mal schauen, was so die Zukunft über
heutige Si-Fi sagt.
Ich habe oft das Gefühl, dass wir bereits in der Zukunft leben. Science Fiction wird immer mehr gelebte Wirklichkeit.