… heißt Ideologie, wozu ich auch Religionen aller Art zähle. Im Namen von Religionen und Ideologien – rechts und links, oben und unten, quer und diagonal – sind im Lauf der Jahrhunderte Millionen Menschen umgebracht worden, und ein Ende des Massakers ist nicht in Sicht. Ideologisches Denken ist immer eingeschränktes, kanalisiertes Denken, auch »Tunnelblick« genannt. Die Welt wird kategorisiert, in Gut und Böse aufgeteilt, in Richtig und Falsch, in Gläubige und Ungläubige. Wer anders denkt, wird zum Feind, gehört wenn nicht physisch ausgelöscht, so doch mindestens per Shitstorm angeprangert. Ideologie, gut mit Fanatismus befreundet, sieht nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit und erkennt nicht, dass es zwischen Schwarz und Weiß auch viele Grautöne und sogar Farben gibt.
In meinen Romanen habe ich mehrmals Stellung gegen Ideologien aller Art bezogen. Im nächsten Thriller wird dies zu einem zentralen Thema. Er ist seit einigen Monaten fertig und wird statt im Herbst diesen Jahres, wie ursprünglich vorgesehen, Anfang 2026 als Hardcover im Heyne Verlag erscheinen, vielleicht in besonderer Marketing-Begleitung. Sein Titel lautet »Messias«, und bald werden Sie hier auf meiner Webseite und in meinem Newsletter mehr darüber erfahren.
ET 11.02.2026, ISBN 978-3453274433, Hardcover, ca. 600 Seiten, Verlag: Heyne





Ich bin auch nicht religiös und man mag von Religionen halten, was man will, aber dass die katholische Kirche seinerzeit einen polnischen Kardinal zum Papst gewählt hat, war ein Geniestreich, wie ihn sich kein Thrillerautor hätte ausdenken können. Wie sagte ein Verteter der polnischen Kommunisten: „Ein großes Ereignis für die polnische Nation – und große Schwierigkeiten für uns!“. Noch dazu war er bei seiner Wahl erst 58 Jahre alt und gesund, hatte also noch viele Jahre Pontifikat vor sich.
Wäre das Buch im Herbst erschienen, hätte ich es mir wohl zu Weihnachten schenken lassen, aber das Buch wird natürlich gelesen.
Viele Dank für viele Stunden Lesevergnügen über die Jahre! Ich freue mich, dass Sie die Gleichsetzung von Religionen und Ideologien als eigene Meinung bezeichnen. Denn welche Wirkung ist bei Beiden die Ausnahme, und welche die Regel? Wie viele Tote gingen allein im letzten Jahrhundert auf die Rechnung von rechts- und linksextremen Diktaturen / Gewaltbereiten und wieviele wurden aufgrund religiöser Motivation ermordet? In den ersten 1000 Jahren Christentum gibt es kaum Vorwürfe. Sind in zwei tausend Jahren Christentum Religionskriege, Hexenverfolgungen und Zwangsmissionierungen im Vergleich zu Ideologien nicht erkennbare Ausnahmen in den Geschichtsbüchern? Auch angesichts von Milliarden Menschen, die heute friedlich einer Religionsgemeinschaft angehören? Eine stärkere friedenserhaltende Vorschrift als Feindesliebe und das Verbot zu töten ist doch kaum denkbar. Wir denken auch nicht darüber nach Gesetze abzuschaffen, weil zu viele Menschen das Gegenteil von dem tun, dass dort geschrieben steht. Für wie viele Kranken, Armen, Alten und Entrechteten gäbe und gibt es keine Hilfe, ohne Christus, der sich mit ihnen identifiziert hat. Mein Großvater wurde gläubig, weil er sah, dass sich christliche Soldaten im Krieg menschlicher verhielten. Diese Effekte sind schwerer zu quantifizieren als z.B. die Hexenverfolgung, aber deshalb nicht unbedeutend. Ohne Urknall gäbe es nichts. Es muss eine höhere Macht geben, die ihn ausgelöst hat. Ist es sinnvoll es abzulehnen, wenn sie sich in Form eines Messias zeigen will?
Lieber Stefan, natürlich ist alles, was ich schreibe, meine Meinung, wie könnte es auch anders sein? 🙂 Ich bin nicht Alleininhaber der Wahrheit, das bleibt Ironie an in vielen Fällen den Religionen und Ideologien vorbehalten Ironie aus. In dem, was Sie „Ausnahmen“ nennen, sehe ich eher die Regel. Gerade bei Religionen klaffen gute Theorie und schlechte Praxis weit auseinander: Mit der einen Hand wird die heilige Schrift gereicht, von welcher Art auch immer, mit der anderen das Schwert erhoben. Das mit „Du sollst nicht töten“ und „Liebe deinen Nächsten“ funktioniert gut, wenn der Andere, der Nächste, die gleichen Auffassungen vertritt. Ist er aber in wesentlichen Punkten anderer Meinung, sieht die Sache leider ganz anders aus. Die menschliche Geschichte ist voll von Beispielen.
Ich bin durch und durch Humanist. Mir geht es um die Freiheit des Denkens, und damit meine ich ein Denken frei von Tunnelblicken, wie sie von Religion und Ideologie (der Unterschied zwischen beiden ist marginal) gefördert werden. Wie oben geschrieben: Mein Roman „Messias“ (11. Februar 2026 als Hardcover bei Heyne) thematisiert das. Auf das Leserecho bin ich sehr gespannt. Beste Grüße, Andreas Brandhorst