Noch vor fünfzehn oder zehn Jahren waren es vor allem die deutschen Fantasy-Autoren, die nach großen Erfolgen in Deutschland auch im Ausland viele Leser gewannen. Autoren wie Wolfgang Hohlbein, Walter Moers, Cornelia Funke, Markus Heitz, Bernhard Hennen, Kai Meyer und andere haben längst internationale Bedeutung erlangt.
Bei der Science-Fiction folgte diese Entwicklung einige Jahre später. Frank Schätzing, Andreas Eschbach, Juli Zeh, Tom Hillenbrand, Marc-Uwe Kling, Marc Elsberg und andere schafften nach beachtlichen Erfolgen in Deutschland den Sprung ins Ausland und werden heute in viele Sprachen übersetzt.
Meine Bücher sind erschienen oder erscheinen übersetzt in Italien, der Tschechischen Republik, in den Niederlanden sowie in den USA und in Russland. Brandon Q. Morris und Joshua Tree – zwei sehr erfolgreiche deutsche Autoren, mit denen ich bei der Origin-Trilogie zusammenarbeite; dazu bald mehr – sind sogar auf dem chinesischen Markt präsent.
Ich arbeite seit über vierzig Jahren als Schriftsteller, und die jüngsten Erfolge der deutschen Fantastik freuen mich sehr. Die Science-Fiction hat auch in Deutschland aufgehört, ein Nischendasein zu führen und ist längst Teil der allgemein anerkannten und erfolgreichen Literatur geworden. Das ist das Ergebnis harter Autorenarbeit und jeder Menge Ausdauer und Beharrlichkeit. 🙂
Die AutorInnen haben sich diesen Erfolg auch redlich verdient und als Leser und Science-Fiction-Fan freut mich das ungemein. Was mir aber fehlt sind konkrete Utopien, wie z.B. “Pantopia” von der großartigen Theresa Hannig, in der eigentlich nur ein Aspekt der Geschichte (noch) utopisch ist, nämlich die starke KI, um die sich in diesem Roman alles dreht.
Ich weiß nicht, wie es anderen Lesern geht, aber ich wünsche mir viel mehr Geschichten, die in der heutigen Realität mit all ihren Problemen und Herausforderungen beginnen und von dort aus Auswege in eine bessere Zukunft aufzeigen – zumal die meisten unserer Probleme eindeutig menschengemacht sind und daher auch von Menschen gelöst werden können.
An guten Ideen für solche Utopien mangelt es uns nicht. Was uns fehlt ist der Mut – und vielleicht auch die Phantasie? – uns so etwas vorzustellen. Aber brauchen wir nicht gerade dann, wenn die Probleme übermächtig und existenziell werden (z.B. die Klimakatastrophe), realistische Visionen, die uns Lust auf Handeln und Veränderung machen?
Ich sauge gute Ideen auf wie ein trockener Schwamm, denn sie nähren meine Hoffnung, dass eben noch nicht alles verloren ist. Sie heben mich aus dem Fatalismus in den ich manchmal verfalle, wenn ich unsere Welt betrachte. Und ich glaube, dass es vielen anderen Menschen genauso geht, wie mir.
Es stimmt schon, wenn man sich so umsieht, in Gesellschaft und Politik, so fällt es schwer, Erfreuliches zu erkennen. Und vielleicht kommt alles noch schlimmer (Trump? Angriff auf Taiwan?), bevor es besser wird. Möglicherweise sind moderne Utopien deshalb so selten, weil sie unrealistisch erscheinen. 🙂 Und ja, angesichts einer derart desaströsen allgemeinen Lage, wie wir sie derzeit erleben müssen, wäre ein literarisches Gegengewicht durchaus wünschenswert.