
Jessica Mersch aus Luxemburg (https://ongefiltert.press) hat folgendes Interview mit mir geführt:
Wann haben Sie bemerkt, dass Sie ein Talent zum Schreiben haben?
Antwort: Als ich mit acht oder neun Jahren erste Geschichten schrieb, sie in der Schule vor der Klasse vorlesen durfte und Applaus dafür bekam.
Wie hat sich Ihr Leben nach den ersten Veröffentlichungen verändert?
Antwort: Meinen ersten Roman habe ich mit 19 veröffentlicht. Wenige Jahre später wurde ich professioneller Autor und Übersetzer. Das bedeutete Unabhängigkeit, aber auch viel Arbeit.
Wurden Sie vom Erfolg überrascht?
Antwort: Der Erfolg kam nicht auf einmal, er war nicht plötzlich da, sondern stellte sich nach und nach ein, als Ergebnis sehr intensiver Arbeit über viele Jahre hinweg. Heute staune ich manchmal, denn ich habe sogar noch mehr erreicht als damals vom Teenager erträumt.
War es schwierig für das erste Buch einen Verlag zu finden?
Antwort: Ja, das war sehr schwierig. Es hat viele Anläufe gebraucht, viele Versuche, und heute kenne ich den Grund: Die ersten Manuskripte waren nicht gut genug. Es gab noch viel zu lernen, und das Lernen hat nie ein Ende.
Was ist für Sie der schwierigere Moment – den ersten Satz zu schreiben oder den letzten?
Antwort: Ich plane meine Romane sehr sorgfältig und kenne manchmal den letzten Satz schon, bevor ich den ersten schreibe. Probleme können sich im Mittelteil ergeben, wenn die Spannungskurve abzuflachen droht, da muss man aufpassen. Erfahrung hilft.
Haben andere Autoren Sie beeinflusst – und wenn ja: Wie?
Antwort: Ich würde nicht sagen, dass mich andere Autoren beeinflusst haben. Zumindest gab es nie Vorbilder oder jemanden, dem ich nachgeeifert habe. Aber wenn man viel liest, gibt es Einflüsse auf unterbewusster Ebene. Ich schätze Autoren wie Margaret Mazzantini, Benedict Wells, John Williams, Dan Simmons und Frank Herbert, um nur einige zu nennen. Ihre Werke haben mich immer wieder sehr beeindruckt.
Wie lange dauerte es von der Idee, bis zum fertigen Produkt?
Antwort: Manchmal ein ganzes Jahr oder länger.
Schreiben Sie mit der Hand, der Schreibmaschine, dem Computer? Wie darf man sich Ihren Arbeitsplatz vorstellen?
Antwort: Natürlich schreibe ich mit dem Computer, einer sehr leistungsfähigen Workstation, die mich auch bei meinen Recherchen unterstützt. So sieht mein Arbeitsplatz aus.
EBooks oder Papierdruck?
Antwort: Ich schreibe für große Publikumsverlage, und meine Romane erscheinen als Print, E-Book und Hörbuch.
Was halten Sie von Eselsohren in Büchern?
Antwort: Finde ich schrecklich.
Nehmen Sie sich die Kritiken, zu Ihren Büchern zu Herzen?
Antwort: Das habe ich früher. Schlechte Rezensionen, und die gibt es immer wieder, haben mich zutiefst traurig gestimmt, weil ich weiß, wie viel Arbeit und Mühe in jedem Roman steckt. Inzwischen sehe ich das mit mehr kühler, die Seele schonender Distanz. Rezensionen bei Amazon lese ich grundsätzlich nicht mehr.
Was ist das Geräusch/der Geruch Ihrer Kindheit?
Antwort: Der Geruch von Heu, in das ich als fünf- oder Sechsjähriger gesprungen bin.
Welchen Kindheitstraum haben Sie sich noch nicht erfüllt?
Antwort: Astronaut zu werden.
Wenn Sie mit einem Fingerschnipsen etwas in Ihrem Leben ändern könnten – was wäre es, und warum?
Antwort: Wie wäre es mit der Welt? Ein Fingerschnipsen, und wir hätten überall Frieden, Freiheit und Vernunft? Das würde mir gefallen.
Welche Figur aus einem Roman oder einem Film würden Sie gerne treffen – und was würden Sie ihm / ihr sagen?
Antwort: Ich würde gern Black Lily aus meinem Thriller »Sleepless« begegnen und ihr sagen, dass ich Rieker beneide.

Was bedeutet Familie für Sie?
Antwort: Ich habe keine, was ich manchmal sehr bedauere. Ich hätte mir eine Black Lily gewünscht (siehe vorherige Frage), bin ihr aber leider nie begegnet.
Haben Sie ein Lieblingsbuch?
Antwort: »Stoner« von John Williams. Oder im Bereich Science Fiction »Der Wüstenplanet« von Frank Herbert.
Lieblingszitat?
Antwort: 42.
Die beste Entscheidung Ihres Lebens war?
Antwort: Das Schreiben zu meinem Beruf zu machen. Das war und ist der richtige Weg für mich.
Wann können Ihre Leser mit dem nächsten Buch rechnen?
Antwort: Im Oktober 2022 erscheint »Ruf der Unendlichkeit« bei Fischer Tor, ein Science-Fiction-Roman. Und im Februar 2023 kommt bei Fischer Tor der Thriller »Oxygen. Welt ohne Sauerstoff«.