Ganz gleich, wo wir sind und was wir tun – in naher Zukunft werden wir überall Künstlicher Intelligenz begegnen. In meinen Romanen »Das Erwachen« (https://www.piper.de/buecher/das-erwachen-isbn-978-3-492-06080-6) und »Die Eskalation« (https://www.piper.de/buecher/die-eskalation-isbn-978-3-492-06185-8)) beschreibe ich, was geschehen könnte, wenn Künstliche Intelligenz zu echter Maschinenintelligenz wird und was das für die Menschheit bedeuten könnte.
Ich zitiere mein Nachwort in “Das Erwachen”:
“Im Jahr 2002 schlugen Paul Crutzen und Eugene Stoermer, Atmospärenchemiker und Biologe, vor, das Zeitalter, in dem wir leben, »Anthropozän« zu nennen. Der Name soll dem Umstand gerecht werden, dass wir – die Spezies Mensch – zum bestimmenden Faktor auf unserem Planeten geworden sind. Man ist geneigt, dem Vorschlag zuzustimmen, wenn man betrachtet, wie sehr wir die Welt verändert haben. Aber ich fürchte, das Anthropozän, sollte man es tatsächlich zu nennen, könnte zum kürzesten aller bisherigen Erdzeitalter werden, denn vielleicht sind wir nur ein kleiner Zwischenschritt auf dem Weg zu etwas Größerem, das wesentlich länger als wir von Bestand sein wird. Ich denke, wir stehen unmittelbar vor Beginn des Maschinenzeitalters.
Damit meine ich nicht die neue industrielle Revolution in Form der allgemeinen Digitalisierung, die unser aller Leben verändern wird und bereits verändert. Ich meine auch nicht die zunehmende Automatisierung der industriellen Produktion, durch die viele Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren werden, in Deutschland bis zu 18 Millionen, wie es in manche Prognosen heißt. Nein, ich meine intelligente Maschinen.
Maschinen leben länger als Menschen. Sie werden nicht krank, sie altern nicht durch fehlerhafte Zellteilungen, sie bleiben von Bestand, wenn man sie repariert und weiterentwickelt. Oder wenn sie sich selbst reparieren und weiterentwickeln. Hitze und Kälte machen Maschinen kaum etwas aus, und Zeit spielt für sie eine andere Rolle als für uns. Nicht umsonst schicken wir Maschinen – Sonden – zu anderen Planeten und vielleicht auch bald zu anderen Sternen, wenn wir noch Gelegenheit dazu bekommen, denn Maschinen sind die besseren Überlebenskünstler. Dennoch sind sie uns untertan, wir benutzen sie als Werkzeuge und Instrumente – weil sie dumm sind. Besser gesagt: Weil sie bisher dumm waren.
Derzeit wird überall auf der Welt an der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz gearbeitet. Sie ist bereits allgegenwärtig und steckt in unseren Smartphones, in den ersten selbstfahrenden Autos, in medizinischen Diagnoseprogrammen, in der Versorgung mit Strom, Wasser und Gas, in Kraftwerken und der Industrieproduktion, in Googles Suchmaschine und Amazons Verkaufsalgorithmen. Bisher ist diese Künstliche Intelligenz auf bestimmte Fachbereiche beschränkt, in der ihre Leistungen bereits die von Menschen übertreffen – ihre Intelligenz ist »schmalbandig«.
Was würde mit unserer Welt geschehen, wenn Künstliche Intelligenz zu echter, »breitbandiger« Maschinenintelligenz führt?
»Das Erwachen« erzählt eine erfundene Geschichte, die Figuren und ihre Handlungen sind meiner Fantasie entsprungen. Aber die Geschichte wurzelt in unserer Realität, sie hat ein tatsächlich existierendes Fundament. Sie könnte sich so zutragen, in naher Zukunft. Ich bin davon überzeugt, dass die Entwicklung wahrer, breitbandiger Maschinenintelligenz kurz bevorsteht. Die Frage lautet: Was wird aus der Menschheit, wenn sie es plötzlich mit einer völlig fremdartigen Intelligenz zu tun bekommt? Die Gefahr ist real. Wir stehen tatsächlich vor oder vielleicht schon auf der Schwelle eines neuen Zeitalters. Jemand wird den roten Knopf drücken, den ich im Roman erwähnt habe. Die Versuchung ist einfach zu groß. Trotz der Risiken werden die KI-Forschungen fortgesetzt. Es wird sogar noch mehr Geld in sie investiert, weil Reichtum und Macht locken – in einer digitalisierten Welt sind es die Künstlichen Intelligenzen, mit denen sich viel, viel Geld verdienen lässt und die mit immer subtiler werdender Werbung und Kontrolle maßgeblichen Einfluss auf Denken und Leben der Menschen ausüben werden. Wenn man ein Feuer anzünden kann, wird es irgendwann angezündet, obwohl ein verheerender Brand daraus werden könnte. Vielleicht sollten wir bereits die Feuerwehr verständigen …”