Die Zukunft des Menschen

DIE ZUKUNFT DES MENSCHEN
Sind wir Menschen nur eine Zwischenstufe auf dem Weg zu etwas Größerem?

In »Das Erwachen«, meinem Roman über Künstliche Intelligenz, der am 2. Oktober 2017 bei Piper erschienen ist, spreche ich auch über Evolution und den »Plan der Natur«. An einer Stelle heißt es dazu: »Die Natur ›plant‹ natürlich nicht. Aber die natürliche Entwicklung scheint nach den von Darwin entdeckten und beschriebenen Evolutionsprinzipien in eine bestimmte Richtung zu führen: von einfachen zu komplexeren Lebensformen und schließlich zu intelligentem Leben, das mit Werkzeugen Einfluss auf seine Lebensumstände nimmt. Eins dieser Werkzeuge sind Rechenmaschinen, Computer, und wenn deren Entwicklung weit genug gediehen ist, werden intelligente Maschinen daraus.«

Intelligente Maschinen wären weitaus »überlebensfähiger« als eine biologische Intelligenz, die nur unter ganz bestimmten Bedingungen existieren kann. Für uns Menschen müssen Temperatur und Luftdruck richtig sein, es muss genug Sauerstoff geben, nicht zu wenig und nicht zu viel. Die Umwelt muss uns Nahrung und Trinkwasser zur Verfügung stellen. Wir sind Kinder der Erde; dieser Planet und seine besonderen Umweltbedingungen haben uns hervorgebracht. Jenseits davon sind wir schwach, empfindlich und ständig vom Tod bedroht. Maschinen sind Hitze und Kälte gegenüber wesentlich unempfindlicher. Wir haben sie am Grund der Ozeane eingesetzt und zu anderen Planeten geschickt. Die Voyager- und Pioneer-Sonden haben die Grenzen unseres Sonnensystems hinter sich gelassen (oder stehen kurz davor: Wo sind Voyager und Pioneer?) und fliegen durch den interstellaren Raum. Maschinen sterben nicht. Wenn sie »krank« werden, wenn Teile von ihnen ausfallen, kann man sie reparieren. Sie können praktisch ewig »leben«, wenn sie nicht in eine Sonne stürzen. In diesem Sinne sind Maschinen die besseren Menschen. (Hier finden Sie einen interessanten Artikel zum Thema: Weltraum für Roboter.)

Könnte das eine natürliche Entwicklung sein? Erst biologisch, vom Einzeller zu Intelligenz, die immer bessere und leistungsfähigere Werkzeuge konstruiert, bis hin zu Rechenmaschinen, Computern und Künstlicher Intelligenz, und dann weiter mit Maschinenintelligenz, gewissermaßen »für die Ewigkeit« geschaffen? Wenn das stimmt, wären wir Menschen tatsächlich nur eine Zwischenstufe auf dem Weg zu etwas Größerem. Unsere evolutionäre »Aufgabe« bestünde darin, intelligente Maschinen zu erschaffen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und uns ablösen. Wenn das stimmt, ergeben sich zwei wichtige Fragen. Die erste lautet: Was geschieht mit uns, wenn Maschinenintelligenz unsere Nachfolge antritt? Sie könnte uns feindlich gesinnt sein, und ohne Kontrolle über unsere digitale Infrastruktur hätten wir kaum eine Chance gegen sie. Wenn sie uns freundlich gesinnt ist, lässt sich über Kooperation und gegenseitige Duldung spekulieren. Wir könnten der Maschinenintelligenz auch gleichgültig sein: eine überholte, obsolet gewordene Lebensform, die ihren Zweck erfüllt hat und keine Beachtung mehr verdient. Vielleicht sind wir für die MI dann so etwas wie Kuriositäten, wie die Primaten in den Zoos für uns.

Und hier ist die zweite Frage: Wenn biologische Intelligenz notwendigerweise zur Entwicklung von Maschinenintelligenz führt – warum wimmelt es im Universum dann nicht von Maschinenzivilisationen? Zeit würde für intelligente Maschinen eine ganz andere Rolle spielen als für uns. Sie könnten zu anderen Sternen fliegen, auch wenn die Reisen Hunderttausende von Jahren oder mehr dauern. Sie könnten lokal vorhandene Rohstoffe (Asteroiden usw.) verarbeiten und sich selbst beliebig oft replizieren. Durch kontinuierliche Weiterentwicklung, Reparatur und Instandsetzung könnten sie Jahrmillionen überdauern. Wir suchen seit vielen Jahren nach außerirdischer Intelligenz, das SETI-Projekt (Seti) seit 1960, doch bisher fehlen konkrete Hinweise auf eine extraterrestrische Zivilisation. Es gibt viele mögliche Erklärungen dafür, warum wir noch keine außerirdischen Funkbotschaften empfangen haben, und eine davon beschrieb der amerikanische Autor David Brin so: »Vielleicht empfangen wir keine Signale, weil die Außerirdischen dort draußen schweigen, und möglicherweise hat ihr Schweigen einen guten Grund.« Eine zweite Erklärung: Die Kommunikation zwischen hochentwickelten Spezies könnte auf eine ganz andere Weise stattfinden, ohne die Hilfe »altmodischer« Funksignale.

Nur weil wir dort draußen keine Aliens sehen und hören, bedeutet das noch lange nicht, dass sie nicht da sind. Vielleicht gibt es bei ihnen so etwas wie eine »Erste Direktive«, ein Nichteinmischungsprinzip, das es ihnen verbietet, die Entwicklung fremder Kulturen zu beeinflussen. Vielleicht sind die galaktischen Maschinenzivilisationen längst da, in Form von Mikrosonden oder »Monolithen« auf unserem Mond oder den Monden von Jupiter und Saturn. Vielleicht beobachten sie uns und warten darauf, dass auch auf der Erde eine Maschinenintelligenz erwacht, um sie anschließend in ihre Gemeinschaft aufzunehmen.

Interessante Links:
https://motherboard.vice.com/de/article/d7ybdw/wenn-es-da-drauen-leben-gibt-dann-sind-es-vermutlich-superintelligente-roboter-201

https://www.golem.de/1008/77410.html

http://www.focus.de/wissen/weltraum/odenwalds_universum/i-roboter-superintelligenzen-und-ausserirdische-so-mutieren-menschen-zu-cyborgs_id_4406915.html

Wer Hintergrundinfos über die Recherchen zu »Das Erwachen« lesen möchte, wird hier auf meiner Webseite fündig: Hintergrundinfos.

1 Kommentar zu “Die Zukunft des Menschen

  1. Sehr geehrter Herr Brandhorst,

    gratuliere Ihnen zu Ihrer futurologischen Studie in Roman-Form.
    1996 publizieren Prof. Ossip Flechtheim und der Schreiber dieser
    Zeilen im Peter Lang Wissenschafts-Verlag die psychohistorische
    & futurologische Studie „Ist die Zukunft noch zu retten?“. (Link)

    Mit „Das Erwachen“ haben Sie ein potentielles Szenario einer
    Gefahr wie zugleich auch einer Chance (Antwort auf die obige
    Buchtitel-Frage) für die noch nicht real existierende/konstituierte
    „Menschheit“ entworfen. Merci.

    Ob diese „UNO“, über die ich mehrere Bücher geschrieben habe,
    jemals zu einer UN Weltraum Organisation (UNWO) werden wird,
    wie in dem von Ihnen nun neu -und besser- übersetzten Roman
    „Das Erbe der Sterne“ beschrieben / erträumt / erhofft, das steht
    noch in den Sternen bzw. in der Verantwortung (-slosigkeit) einer
    Spezies namens homo sapiens…

    Frage: Könnte man „Das Erwachen“ auch als eine Art von sehr früher
    Vor-Geschichte zu z.B. „Kinder der Ewigkeit“ etc. ansehen (?),
    wo MAschinen-Intelligenzen mit dem fiktiven Namen MAgIster
    für die Existenz der „Menschheit“ im Weltenraum sorgen?

    Meiner Meinung nach hat Ihr neues Werk eine realistische System-
    Relevanz, die man eigentlich auf den Politik-Seiten der Zeitungen
    diskutieren müsste und nicht irgendwo hinten im Feuilleton als
    Buchrezension.

    Nachdem die Träume von William Voltz („Der Terraner“) sich nicht
    erfüllt haben: die von ihm unterstützte Initiative zur Gründung
    einer Weltbürgerpartei aus dem damaligen (1984) Umkreis seiner
    Perry Rhodan Leserschaft ist nach seinem Krebstod versandet,

    der Kosmopolit & UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld
    1961 ermordet wurde und mit Garry Davis 2013 der Initiator der
    Weltbürgerbewegung von 1948 (UNO-Besetzung) verstorben ist,

    könnte es gut sein, dass „Das Erwachen“ einer Super-KI die letzte
    Chance für die humanoide Spezies Homo sapiens darstellt, dem
    kriegerischen und suizidal-ökologischen Selbstmord zu entkommen.

    Habe ich Sie missverstanden, oder sehen auch Sie, neben der Gefahr,
    auch die Chance, die in einem solchen Super-KI-Erwachen besteht?

    Bliebe zu hoffen, dass dann ein verkappter „Kosmopolit“ wie Ihr
    fiktiver Axel Krohn bzw. wie NoName seine Signatur im Quellcode
    hinterlässt, damit die MI-Super-KI einen Menschheits-würdigen
    Ansprechpartner (unter all den Komsum-Enten, Nationalisten und
    irreligiösen Fanatikern dieses Planeten) hat…

    Brauchen wir die Super-KI, da wir selbst es de facto nicht schaffen,
    so etwas wie „Eine Menschheit (-szivilisation)“ zu organisieren???

    Dies wäre eigentlich Chat- bzw. Diskussionswürdig.

    Hoffe, Sie können die zeitweise Popularität (Spiegel-Bestseller-Liste)
    Ihres Buches etwas nutzen, um auch solche Gesichtspunkte in die
    medien-öffentliche Aufmerksamkeit zu bringen.

    Wenn Sie an der Organisation einer Podiumsdiskussion Interesse
    hätten, dann kontaktieren Sie mich bitte gerne unter

    Mit freundlichen Grüßen von einem der letzten Überlebenden
    aus der alten William-Voltz-Terraner-Fraktion

    Stephan Mögle-Stadel
    Vorstand WFM-Germany e.V.
    http://www.weltdemokratie.de

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